Montag, 9. Juli 2012

not a girl, not yet a woman

Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.

[ Pablo Picasso]


Heute mal nichts über Mode. Nichts über Fotografie, das harte Leben einer 16jährigen und nichts über Parties. Die letzten Tage habe ich hauptsächlich in der Vergangenheit gelebt. In Gedanken, beim Schauen 10 Jahre alter Videokassetten, beim Durchsehen von Fotoalben. Die Rede ist vom wohl vergänglichsten und unbeschwertestem Abschnitt unseres Lebens. Der Kindheit.
Ich sehe also alte Videokassetten an, die den Namen tragen: "Hanna's 3. Geburtstag" oder "Hanna's Einschulung". Ich sehe mir diese Filme an und blicke in mein Gesicht. Zwar in ein 12 Jahre jüngeres und deutlich kahleres, aber es ist doch meines. Und ich stelle mir die Frage, die wir nur zu oft von Erwachsenen gehört haben und der wir immer nur ein innerliches Stöhnen entgegenbringen können. 

"Wo ist nur die Zeit geblieben?"

Wir sehnen uns also nach dem Kindsein. Unbewusst wünschen wir uns immer wieder, unsere einzigen Probleme seien das kleine 1x1 und das Monster unter unserem Bett.
Ich weiß, ich bin 16. Ich weiß, ich habe wahrscheinlich keine Ahnung was es heißt, mit Situationen aus dem "Erwachsenen - Leben" konfrontiert zu werden. Doch Fakt ist: Wir alle waren vor ein paar Jahren deutlich unbeschwerter. Denn unsere Kindheit mag wohl der Teil in unserem Leben sein, den wir uns am sehnlichstden zurückwünschen. 
Diese Bettdecke von Erinnerungen, in die wir uns oft verkriechen wollen, um der Welt draußen zu entgehen. Dieser Welt, die Kinder nicht verstehen, da sie die Erwachsenen zu einseitig kreiert haben. Zu sehr auf das fokussiert, das uns in unsere Bettdecke kriechen lässt. Um in Erinnerungen an diese Zeit zu schwelgen.

Wenn ich all das Schöne erwähne, was die Kindheit verkörpert, vergeht mir die Lust auf das Älterwerden. Wenn das Beste zum Schluss kommt, warum bewahrheitet sich diese Aussage nur an dem Leben von Benjamin Button?
In Truman Capote's "Sommerdiebe", das ich zurzeit lese, geht es in gewissermaßen auch um das Erwachsenwerden. Die 17jährige Protagonistin, Grady, wächst durch ihre erste große Liebe aus dem Kindsein hinaus. 

Vorsichtig bewegte sie sich durchs Zimmer und hob den Blick zu einem Spiegel: auch Grady war nicht mehr diesselbe. Sie war kein Kind mehr. Es war eine so perfekte Ausrede gewesen, dass sie an der Vorstellung, sie sei noch ein Kind, festgehalten hatte [...]. [aus: "Sommerdiebe" von Truman Capote]

Und wir tun es alle. Wir drücken uns vor der Verantwortung, den Pflichten und Forderungen, die uns mit dem Älterwerden begegnen, indem wir uns einreden, wir seien noch nicht so weit. Wir klammern uns fest, an unserer Bettdecke des Kindseins. Wir wollen nicht aufstehen, nicht in die Welt hinaustreten, die allen Anschein nach so viel Böses in sich trägt. Unsere Mutter soll und am Abend zu Bett bringen und uns am Morgen aufwecken, damit wir einen weiteren Tag unserer Kindheit verbringen können.
Und das ist gut so. Je mehr wir uns wünschen, dass uns unsere Mama ins Bett bringt und uns einen Gute - Nacht - Kuss vor dem Einschlafen gibt, desto mehr können wir uns vergewissern, dass wir unsere Kindheit genießen konnten. Natürlich ist es notwendig, dass wir unsere Pflichten erfüllen. Wir können die Zeit nunmal nicht zurückdrehen und auf Pause klicken. Die Verantwortung kommt, egal ob man  sie will oder nicht. 
Doch solange wir die Erinnerungen an die heilvolle Kindheit haben, solange müssen wir keine Angst vor der Zukunft haben, da wir immer, wenn wir das Gefühl haben, den Forderungen nicht gerecht werden können, in unsere Bettdecke flüchten können und für einen Moment lang an die Zeit zurückdenken, die uns zu dem gemacht hat, was wir nun sind.


Eure Hanna

Keine Kommentare: